Die ehemals deutsche Kreisstadt Treuburg ist jetzt polnisch und heißt: Olecko Treuburg liegt in der Landschaft Masuren im südlichen Ostpreußen

Typ: Kreisstadt
Landkreis: Treuburg
Reg.Bez.: Gumbinnen
Lage: am Westufer des Treuburger Sees150 km südöstl. von Königsberg
Heutiger polnischer Name: Olecko (sprich: Oletzko)
alter Ortsname vor 1928: Marggrabowa
Gründung: 1560

 

Um nach Treuburg zu fahren, muss man 1400 km ab Leverkusen - unserer Patenstadt - zurücklegen.

Ein landschaftlich reizvolles Stück Erde mit Wäldern, Seen und reicher Natur. Selten gewordene Tierarten gibt es hier wie zum Beispiel den Schwarzstorch. Bäume, die andernorts kaum zu finden sind, hier sind sie zu Hause, die Eibe und die Weißbuche. Vor langer Zeit gab es einen Eibenwald, welcher unter Naturschutz stand. (s. Zeitschrift Okelkammer 6/9), noch heute sieht man Reste hiervon in dem Ort: Eibenau. Es herrscht ein Kontinentalklima mit heißen Sommern und eiskalten Wintermonaten bis zu minus 35°. Treuburg hatte eine Wetterstation, der Ort liegt am 54. Breiten- und 22,5 Längengrad. Hier lebten vor dem letzten Krieg knapp 40.000 Einwohner, meist evangelischen Glaubens auf rund 35 qkm. Der größte Teil der Bevölkerung ernährte sich von Ackerbau und Viehzucht. Doch gab es auch aufstrebende Industrie; wie Sägewerke, Hobelwerke, Ziegeleien, Molkereien, Brennereien und eine Eisengießerei.

Die Besiedelung des Landes setzte mit dem Deutschen Ritterorden im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts ein. Die Kreisstadt Treuburg wurde 1560 unter dem Namen "Marggrabowa", von Markgraf Albrecht der Ältere von Brandenburg (1490 - 1568) als erster Herzog von Preußen gegründet, daher die Namensdeutung "Markgrafenstadt".

Eine wechselvolle Geschichte bescherte den Menschen dort mehr Krieg, Pest und Hungersnot als den anderen Landesteilen.

Kriege bis Ende des 19. Jahrhunderts:

  • 1656/57 fielen die Tataren ein, wobei die Stadt und alle Dörfer verwüstet und ein großer Teil der Bevölkerung getötet oder verschleppt wurden.
  • Im 7-jährigen Krieg 1756 - 1763 brachen die Kosaken in die Stadt ein. Die Bevölkerung wurde gezwungen, der russischen Zarin den Treueeid zu schwören.
  • Die polnischen Aufstände 1794 und 1806 hinterließen ebenfalls Spuren.
  • 1807-1813 durchzogen napoleonische, dann russische Truppen den Kreis und raubten den Menschen Hab und Gut.

Krankheiten bis Ende des 19. Jahrhunderts:

  • 1625 tritt der "Schwarze Tod" auf,
  • 1710/11 rafft die sogenannte "Große Pest" den Hauptteil der Bevölkerung hinweg.
  • Auch im Jahre 1831 trat diese schreckliche Infektionskrankheit auf.
  • 1871 wurde zum letzten Mal von der Cholera berichtet.

Notstände durch Ernteausfällen, durch Tierseuchen oder Frostrekorde sind nicht selten und haben durch Jahrhunderte hindurch die Bevölkerung geprägt. Die Menschen des Kreises Treuburgs sind ethnisch gesehen eine Mischung aus pruzzischen Urbewohnern und masovischer Landbevölkerung; auch Litauer, Salzburger, Hugenotten und andere Zuwanderer bildeten das Preußisch-Deutsche Miteinander. Die Herkunft aller unterschiedlichen Bewohner Treuburgs kann man heute noch in ihren Namen ablesen:

  • Polixa, Romoth, Pruß als URBEVÖLKERUNG;
  • Kaminski, Przyborowski, Mylewski als MASOVIER;
  • Didjurgeit, Grigat, Tutlies, als LITAUER;
  • Mittelsteiner, Langecker, Hinterleitner als SALZBURGER;
  • Matthée, Genée, Criée als HUGENOTTEN.

Allen diesen Bewohnern war die Zugehörigkeit zu Preußen und zu Deutschland ein Herzensbedürfnis. Schon damals, als man das Wort "multi - kulti" nicht kannte, lebten viele Menschen verschiedener Abstammung friedlich miteinander. Dies kam in der internationalen Abstimmung am 11. Juli 1920 zum Ausdruck, als es darum ging, die Zugehörigkeit zu Polen abzuwenden. Nur zwei Menschen des gesamten Kreises gaben ihre Stimme für Polen ab. In Anerkennung dieser Treue zu Deutschland erhielt die Stadt MARGGRABOWA 1928 den Namen "TREUBURG". Treuburg hatte, wie jede andere Stadt in Deutschland, neben Post und Reichsbahn, Verwaltungsbehörden aller Art. Als Grenzkreis gab es ein Zollamt mit den notwendigen Nebenstellen an den Grenzübergängen. Ein Krankenhaus mit 110 Betten war vorhanden, sowie 8 praktizierende Ärzte und ebenso viele Zahnärzte und Dentisten versorgten die Bevölkerung. Es existierten weiterführende Schulen und Hotels verschiedener Klassen. Den modernen Sportplatz - er diente 1935/36 als Trainingsplatz in Vorbereitung auf die Olympiade - und das Monument des Kreiskriegerdenkmal aus dem I. Weltkrieg, zählte man zu den größten Einrichtungen dieser Art in der Provinz.

Am 1. September 1939 begann der unselige II. Weltkrieg. Der Fluchtbefehl für Treuburg kam am 20. Oktober 1944. Nur wenige Menschen blieben oder kehrten zurück. Der Weg führte zunächst in die westlich gelegene Kreisstadt Sensburg. Von dort aus wurden die Menschen in die ganze Welt zerstreut. Jeder versuchte, zu Verwandten oder Freunden, die irgendwo auf dem Globus wohnten, zu gelangen. Ein Großteil der Flüchtenden kam nach Sachsen und ins Sudetenland. Über das zugefrorene Haff und über die Nehrung versuchten viele, ein Rettungsschiff zu erreichen. Der extrem harte Winter stellte die Bevölkerung vor unvorstellbare Strapazen. Viele kamen um oder sind seitdem vermisst.

Am 22. Januar 1945 zogen sich die deutschen Truppen aus Treuburg zurück. Kampflos und unversehrt konnten die russischen Soldaten die Stadt einnehmen. Aus anderer Quelle verlautet, dass es doch vorher noch einen Bombenangriff gegeben hat, bei welchem Häuser zerstört wurden und eine Frau ums Leben kam. Am 6. April 1945 wurde die polnische Flagge auf dem Landratsamt in Treuburg gehisst, die polnischen Behörden übernahmen die inzwischen zerstörte und geplünderte Stadt.

Bereits in der Konferenz von Jalta am 11. Februar 1945 haben die drei alliierten Großmächte anerkannt, "dass Polen einen beträchtlichen Gebietszuwachs im Norden und Westen erhalten muss". Der Beschluss des Staatskomitees für Verteidigung der UdSSR vom 20. Februar 1945 war die Grundlage für die Übertragung der Hoheitsgewalt in den von der Roten Armee eroberten Oder-Neiße-Gebieten an die provisorische polnische Regierung. Die deutsche Wehrmacht kapitulierte am 8. Mai 1945.

Noch bevor mit dem Potsdamer Abkommen vom 2. August 1945 die Gebiete unter polnische Verwaltung gestellt wurden, schlugen die Polen den Kreis Treuburg laut Beschluss des polnischen Ministerrates vom 7. Juli 1945 der Wojewodschaft Bialystok zu. Die DDR hat die Oder-Neiße-Grenze am 6. Juni 1950 anerkannt. Die "alte" Bundesrepublik Deutschland folgte diesem Schritt am 7. Dezember 1970. 1975 wurde der Kreis Treuburg der neugebildeten Wojewodschaft Suwalki zugeordnet. Durch den "2+4-Vertrag" vom 12. September 1990 hat Deutschland, Ostpreußen und somit auch den Kreis Treuburg, aufgegeben. Die so entstandene Grenze bestätigte Deutschland durch den deutsch-polnischen Grenzvertrag vom 14. November 1990.

Wussten Sie schon, dass man das Treuburg-Zimmer im Stadtarchiv unserer Patenstadt Leverkusen - Opladen besuchen kann?

Die Anschrift lautet: Stadtarchiv Leverkusen - Opladen
Landrat-Trimborn-Platz 1
51377 Leverkusen
Tel.: 0214-4064258

Die Stadt Treuburg hat als Paten die Stadt Leverkusen und ist als Organ symbolisch durch die Kreisgemeinschaft Treuburg e.V. im Vereinsregister der Stadt Leverkusen, eingetragen. (s. unsere Patenstadt Leverkusen) Die Stadt Treuburg führt jetzt den polnischen Namen: Olecko. Wir bezeichnen es als einen Brückenschlag, dass wir mit den jetzigen Bewohnern der Stadt Olecko eine harmonische Beziehung führen. Aus Spendengeldern haben wir, die Kreisgemeinschaft Treuburg e.V., den ehemaligen evangelischen Friedhof wieder hergerichtet. Im Oktober 2003 konnte dieses Kulturgut feierlich eingeweiht werden.

Anschrift der Kreisgemeinschaft Treuburg e.V.

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